Powerstation als USV? Besser nicht!

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Nicht alles was gut klingt, ist es auch. Das trifft auch beim Thema Unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) durch Powerstation zu, auch wenn Hersteller das nicht immer wahr haben wollen. Mein Praxistest hat gezeigt, Powerstation eignen sich nur bedingt als USV.

Empfindliche Geräte die nicht plötzlich von der Stromversorgung getrennt werden dürfen, gibt es in fast jedem Haushalt. Insbesondere Computer gehören dazu. Aber auch NAS Systeme.

Außerdem kann es bei einigen Geräten durchaus nützlich sein, wenn sie bei Stromausfall weiter funktionieren.

So funktioniert eine USV

Die Unterbrechungsfreie Stromversorgung ist, kurz zusammengefasst, ein Akku der zwischen Steckdose und dem zu schützenden Gerät eingesteckt wird. Fällt nun der Strom aus, übernimmt die USV vollautomatisch die Stromversorgung.

Sobald der Strom wieder da ist, wird das angeschlossene Gerät wieder über die Steckdose versorgt und die USV lädt den eigenen Akku auf. Je nach Ausstattung kann die USV auch mit den geschützten Geräten kommunizieren. So kann z.B. ein Computer automatisch heruntergefahren werden, bevor der Akku der USV leer ist.

Was kann die Powerstation?

Mobile Stromspeicher, häufig als Powerstation bezeichnet, können häufig ebenfalls die Funktion einer USV übernehmen. Dazu wird die Powerstation an eine Steckdose angeschlossen und das zu schützende Gerät an die Powerstation. Soweit läuft also alles wie bei einer „echten“ USV.

Jedoch haben Powerstation keine Möglichkeit das angeschlossene Gerät zu steuern. Somit muss man selber rechtzeitig reagieren, bevor der Akku der Powerstation leer ist. Je nach Modell haben diese eine Kapazität von bis zu 4 kWh und halten somit vergleichsweise sehr lange durch. Ein kurzer Stromausfall stellt also gar kein Problem dar und selbst ein PC könnte noch mehrere Stunden mit Energie versorgt werden.

Wer nun also so eine Powerstation besitzt, könnte schnell in Versuchung geraten auf ein USV zu verzichten. Zumindest ging es mir so. Doch bereits nach wenigen Tagen habe ich den Plan wieder verworfen!

Mein Setting

Mein Aufbau ist denkbar einfach. Eine EcoFlow Delta 2 Powerstation hängt an der Steckdose. Daran angeschlossen sind eine Fritzbox sowie ein NAS. Die knapp 1 kWh Kapazität reichen völlig aus um NAS und Router bei Stromausfall über etwa 20 Stunden mit Energie zu versorgen.

Laut EcoFlow kann die Delta 2 als USV eingesetzt werden. Das stimmt auch. Allerdings gibt es da ein paar Dinge die der Hersteller nicht kommuniziert.

Wo ist das Problem

Umschaltzeit
USV benötigen eine gewisse Zeit um bei einem Stromausfall aktiv zu werden. Diese Umschaltzeit wird in Millisekunden (ms) angegeben. Bei der Delta 2 Powerstation beträgt die Umschaltzeit 30 ms. Das klingt verdammt schnell und ist es auch, aber nicht schnell genug! Zumindest was Server und NAS angeht. Hier wird je nach Hersteller eine Umschaltzeit von nur 0 bis 10 ms verlangt.

Für Radios und andere unempfindliche Geräte kann man also bedenkenlos eine Powerstation als USV verwenden. NAS und Computer könnten jedoch einen Festplattencrash erleiden. Die Folge wären Datenverlust und schlimmstenfalls eine komplett zerstörte Festplatte.

Stromverbrauch
Man sollte meinen, der Strom wird lediglich durch die Powerstation hindurchgeführt und erst bei einem Stromausfall wird der interne Akku aktiv. Dieser Eindruck wird durch das Handbuch der Powerstation bestärkt. Darin heißt es:

Wenn Sie das Stromnetz über ein AC-Ladekabel an den AC-Eingang des Produkts anschließen, können Sie elektrische Geräte über die AC-Ausgänge mit Strom versorgen (in dieser Situation kommt Wechselstrom aus dem Netz und nicht aus dem Produkt).

https://cdn.shopify.com/s/files/1/0431/3789/2516/files/EcoFlow_DELTA_2_Multi-language_User_Manual_EN_DE_FR_ES_IT_NL_RU_HK.pdf?v=1663330621

Doch in der Praxis wird der Akku langsam entladen! Das ist insofern eigenartig, da auch der Stromverbrauch insgesamt ansteigt. NAS und Router benötigen zusammen ziemlich genau 39 Watt. Diesen Wert habe ich mittels 2 Energiemessgeräten ermittelt. Hängt man nun die beiden Geräte an die Powerstation und diese an die Steckdose, zeigt das Energiemessgerät 50 Watt an.

Obwohl sich der Akku der Powerstation langsam entlädt, steigt der tatsächliche Stromverbrauch um 25%! Zusätzlich wird die Powerstation ständig automatisch nachgeladen, was noch einmal Strom verbraucht.

Zwar verbrauchen auch USV etwas Energie im Standby, doch weit weniger als die Powerstation.

Lautstärke
Sobald der Akku der Powerstation nachgeladen wird, aktiviert sich der Lüfter des Geräts. Dieser ist so laut, dass konzentriertes Arbeiten kaum möglich ist.

Auch wenn gerade keine Aufladung stattfindet, schaltet sich der Lüfter zeitweise ein, um die entstehende Betriebswärme abzuführen. Die Häufigkeit ist unter anderem abhängig von der Umgebungstemperatur.

Fazit

Obwohl Powerstation grundsätzlich als USV eingesetzt werden können, ist dies zumindest bei der EcoFlow Delta 2 keine optimale Lösung. Lautstärke, Stromverbrauch und lange Umschaltzeit sprechen für mich gegen einen Einsatz als USV!