Aktionäre enteignet – Legaler Diebstahl schockt Anleger

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Es klingt nach einem finanziellen Albtraum aus dem man schnell aufwachen möchte. Doch leider, ein Traum ist es nicht. Sondern brutale Realität, die das Vertrauen in börsennotierte Firmen nachhaltig schädigen könnte. Von einer Sekunde auf die andere sind Aktien von VARTA nichts mehr wert!

Nun ist es also soweit: VARTA führt Restrukturierungsmaßnahmen durch, die geplante Kapitalsanierung enteignet schlagartig die bisherigen Aktionäre. Möglich macht dies das Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen, kurz StaRUG.

Neue Eigentümer

Die VARTA AG gehört seit heute dem österreichischen Unternehmer Michael Tojner und dem Sportwagenbauer Porsche. Damit einher geht ein Kapitalschnitt auf Null. Oder anders gesagt: Es kommt zu „einem kompensationslosen Ausscheiden der derzeitigen Aktionäre aus der Gesellschaft und zu einem Erlöschen der Börsennotierung der Aktien der VARTA AG“.

Was hier so knapp zusammengefasst ist, bedeutet nichts anderes als die komplette Enteignung von Menschen, die oftmals ihr hart gespartes Geld in vermeintlich sichere Aktien gesteckt haben.

Werdegang

Im Jahr 1887 als Accumulatoren-Fabrik AG (AFA) gegründet, kreiert AFA die Marke VARTA im Jahr 1904. Ein Name den heute wohl die allermeisten kennen, schließlich kommen Batterien in unzähligen Produkten zum Einsatz.

VARTA ist eine Erfolgsgeschichte, zumindest vorerst! Von Blei-Säure-Batterien für Fahrzeuge bis hin zu kleinen Batterien für Radios und Fernbedienungen, die Marke ist in so gut wie jedem Haushalt zu finden. Doch in den 1990ern wird die VARTA-Gruppe in 3 Teile aufgeteilt.

  • Varta Consumer (Haushaltsbatterien)
  • Varta Automotive (Autobatterien)
  • Varta Microbattery (Kleinzellenbatterien)

2016 kehrt das Unternehmen als VARTA AG an die Börse zurück.

Probleme absehbar

Bereits 2021 zeichnen sich Schwierigkeiten ab. Chipkrise, steigende Energiekosten und die Konkurrenz aus China machen dem Unternehmen das Leben schwer. Gleichzeitig erhält Großaktionär Michael Tojner jedoch hohe Dividendenausschüttungen.

Die Hoffnung auf einen steigenden Aktienkurs in den nächsten Jahren erwies sich als fatal. Startete die VARTA AG 2021 noch mit einem Wert von etwa 118 EUR, waren es 2024 nur noch etwas über 20 EUR pro Aktie und zu Jahresende gar nur noch 1,40 EUR. Der Jahresverlust belief sich auf 92,69%!

Der drastische Kursverfall ist auf finanzielle Schwierigkeiten, steigende Kosten und zunehmenden Konkurrenzdruck zurückzuführen. Diese Faktoren führten zu einer Verschlechterung der finanziellen Lage und schließlich zu einem Restrukturierungsverfahren.

Schulden vor Eigenkapital

Bei der Sanierung werde zuerst Gläubiger (Banken, Anleihebesitzer, Lieferanten usw.) bedient. Da Aktionäre als nachrangige Investoren gelten, bekommen sie nur dann Geld, wenn nach der Schuldentilgung noch etwas übrig bleibt. Da VARTA dringend Kapital benötigt, bleiben die Aktionäre auf der Strecke.

Durch die Zurücksetzung des Grundkapitals und die Übernahme der Firma durch neue Investoren, haben die alten Aktionäre keine Beteiligung mehr. So mancher würde das wohl Diebstahl nennen. Allerdings einen völlig legalen Diebstahl…

Quellen

VARTA AG
StaRUG