Die Werbung klingt vielversprechend. Ganz einfach und ohne Kosten eine eigene Webseite erstellen, soll mit Jimdo möglich sein. Sogar gratis Logos, Fotos und vieles mehr soll es geben. Wenn etwas so gut klingt, wird es Zeit für unseren Faktencheck.
Unser erster Schritt führt uns auf die Webseite des Anbieters. Hier geht es mit den Versprechungen die wir schon aus der aktuellen Video-Werbung von YouTube kennen, gleich munter weiter.
„Mühelos zur eigenen Website. Mit dem ersten professionellen Websitebaukasten für Selbstständige.“ Und weiter: „Mit unserem Baukasten kannst du deine Website genau so gestalten, wie du es möchtest.“
Klingt perfekt für jeden, der eine eigene Webseite aber keinen großen Aufwand möchte. Sogar ein „Abmahnschutz“ ist dabei und natürlich ist alles „DSGVO-konform“
Genug der Werbetexte, jetzt probieren wir es selber aus!
Account anlegen
„Lass uns einfach loslegen. Kostenlos“ steht da ganz groß auf der Startseite. Na da erstellen wir uns natürlich sofort einen Account.
Anklicken, dass man die AGB akzeptiert, liest sich ja sowieso niemand durch. Oder? Wir schon! Und das empfehlen wir auch jedem anderen Nutzer!
Die AGB sind sozusagen der Vertrag zwischen dem Anbieter und einem Nutzer. Sie regeln die Rechte und Pflichten des Anbieters und des Kunden.
Sich diese Texte genau durchzulesen ist wichtig, da man nur so sicher sein kann was man tun darf, oder eben auch nicht. Hält man sich nicht daran droht eine Accountsperre oder sogar eine juristische Auseinandersetzung.

AGB
Das übliche Kleingedruckte, auf den ersten Blick nichts besonderes. Jedoch sollte man nie vergessen, dass sich die AGB jederzeit ändern können! Positiv fällt auf, dass es eine eigene Statusseite für die Jimdo Dienste gibt. Dort ist auf einen Blick zu sehen, ob es aktuell Probleme oder Ausfälle gibt. Wie es der Zufall will, war das genau zu dem Zeitpunkt der Fall, als wir unseren Account erstellt haben. Leider ist die Seite nur auf Englisch verfügbar.

Dann wird es interessant: Jimdo kann auf kostenlosen Kundenwebseiten jederzeit Werbung platzieren.
Wenn Du ein kostenloses Paket nutzt, sind wir berechtigt, nach eigenem Ermessen Werbung für Produkte und Dienstleistungen von Jimdo oder Dritten auf Deiner Jimdo-Webseite einzublenden. Wir schulden dir hierfür keine Vergütung. Die platzierte Werbung darfst Du nicht bearbeiten, entfernen oder verdecken.
https://www.jimdo.com/de/info/agb/
Laufende Verträge verlängern sich automatisch, man muss also selbst an die rechtzeitige Kündigung denken. Eine Haftung für Mustertexte wird nicht übernommen. Soweit alles klar. Dann erstellen wir mal den Account.
Account
Man gibt lediglich seine Emailadresse und ein frei gewähltes Passwort ein. Dann stimmt man den AGB zu und schon ist der Account erstellt. Das geht sehr schnell und einfach. Binnen weniger Minuten erhält man ein Bestätigungsmail.
Nun nur noch den Link in der Email anklicken und es kann losgehen.
Der Einstieg
Wir starten mit der einfachen Version des Website-Baukastens und entscheiden uns für eine Webseite für eine Einzelperson.
Weiter geht es mit dem Zweck der Webseite. Wir entscheiden uns für „ein Projekt, aus dem ich später möglicherweise ein Unternehmen machen möchte“.
Einige weitere Fragen später, sollen wir Fotos aus Facebook oder Instagram importieren. Das kann man aber auch überspringen.
Danach geht es mit Designentscheidungen weiter, alles ist sehr einfach und logisch gehalten. Allzuviel Gedanken muss man sich hier noch nicht machen, die Optik der eigenen Seite kann später immer noch geändert werden.
Bis hierher gibt es nichts zu meckern. Alles funktioniert wie es soll und ist auch für Einsteiger einfach zu bedienen. Doch dann soll man sich seine eigene Domain auswählen…
Erste Kostenfalle
Es werden verschiedene Domains, basierend auf dem eingegebenen Seitennamen vorgeschlagen. In unserem Fall „MSK Testseite“.

Profis wissen, eine eigene Domain, also eine eigene Adresse im Internet, kostet Geld. Jetzt wollen wir es genau wissen und wählen die für uns ausgewählte „Beste Option“ aus.
Ganz unten auf der Seite gibt es übrigens eine weitere Option. „Domain später wählen. Nutze eine kostenlose Jimdo-Subdomain und wähle deine eigene Domain später aus.“
Wir entscheiden uns aber für die vorgeschlagene Option und tadaaaa: Wir sollen zahlen und werden auch noch unter Zeitdruck gesetzt. Das ist ja wie beim Teleshopping!

Wer auf die Zeit achtet, fühlt sich zurecht veralbert. Der Sale endet in 30 Minuten? So ein Blödsinn. Nein halt, Blödsinn ist nicht das Wort das ich suche. Es ist ein trauriger Abzockversuch! Aktualisiert man die Seite, fängt der Countdown plötzlich wieder bei 59 Minuten an.
Gültig ist der „Sale“ auch nur bei jährlicher Abrechnung. So ist man gleich eine Menge Geld los. Das VIP Paket kommt z.B. auf 468 Euro jährlich!
Nein Danke, ohne uns! Wir entscheiden uns für den Button in der Mitte der Webseite „Lass uns einfach loslegen. Kostenlos.“ Doch nun werden wir zurück an den Start versetzt. Alles was wir bisher ausgewählt hatten, also Seitenname, Design usw. ist plötzlich weg.
Also alles noch einmal… dieses Mal wählen wir bei der Domain aber den letzten Punkt mit der kostenlosen Unterdomain aus. Nun klappt alles und wir landen auf unserer eigenen Webseite.
Website Baukasten
Die Gestaltung der eigenen Webseite ist tatsächlich sehr einfach. Neue Seiten anlegen, Fotos einfügen, alles klappt tadellos. Auch die Farben lassen sich anpassen.
Allerdings geht es auch hier sehr schnell ums Geld. Mehr als 5 Seiten anlegen? Das kostet extra. Ein eigenes Icon für die Browserleiste? Kostet auch extra.
Dazu noch die Jimdo Werbung und ständig der Hinweis auf Upgrades. Selbst mitten in der Arbeit erscheint plötzlich eine Meldung. Es nervt!

Fazit
Im Menü auf der Jimdo-Webseite fällt schnell eine Link auf. „Preise und Pakete“ steht da. Und genau das ist auch das eigentliche Ziel von Jimdo. Gewinn erwirtschaften mit Paketen und Zusatzleistungen. Das sollte niemanden wundern, schließlich müssen die Server und die Mitarbeiter ja auch irgendwie bezahlt werden. Werbung auf den kostenlosen Kundenwebseiten zu schalten deckt vielleicht einen Teil der Kosten, doch Gewinn kann man so wohl kaum erwirtschaften.
Geködert wird man mit einer kostenlosen Webseite. Man beginnt also gratis, erfreut sich an den ersten, wirklich nicht schlechten, Ergebnissen und möchte dann die Optik weiter anpassen oder Funktionen hinzufügen.
Hat die Falle zugeschnappt, zahlt man jedoch deutlich mehr, als wenn man z.B. mit dem tatsächlich kostenlosen WordPress System arbeitet und die Webseite bei einem Hosting-Anbieter selbst hochlädt. Das ist zwar nicht so bequem wie Jimdo und setzt zumindest Basiswissen voraus, doch langfristig ist dieser Weg deutlich sinnvoller!
Für Privatpersonen mag die kostenlose Jimdo Version ausreichen, um z.B. sein Hobby vorzustellen. Für Selbstständige ist die kostenlose Variante jedoch nicht mächtig genug und die angebotenen Pakete sind preislich nicht interessant. So zumindest unsere Einschätzung.
Außerdem sollte man bedenken, dass Jimdo laut den AGB, seine Dienste jederzeit ändern oder einstellen kann. Schlimmstenfalls steht man also über Nacht ohne Webauftritt da.